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Hausrinder 1 EINLEITUNG Hausrinder, domestizierte Paarhufer aus der Gattung Rind (Bos) der Familie Hornträger (Bovidae), die für den Menschen zur Erzeugung von Fleisch, Milch, Leder, Leim, Gelatine und anderen Produkten große Bedeutung haben. Man unterscheidet das europäische Hausrind – es umfasst die meisten der heutigen Milch- und Fleischrassen – und das indische Zebu oder Buckelrind, das an einem Buckel am Widerrist (zwischen den Schulterblättern) erkennbar ist. Die letztgenannte Art ist in Afrika und Asien weit verbreitet. In geringer Individuenzahl wurde sie auch in Nordamerika (hauptsächlich in den Südstaaten der USA), in Mittelamerika und im nördlichen und mittleren Südamerika eingeführt. Rinder gehören zur Ordnung der Paarhufer (Huftiere mit einer geraden Anzahl von Zehen) und der Unterordnung Ruminantia oder Wiederkäuer (Magen mit vier Kammern und verringerte Anzahl von Zähnen, die oberen Schneidezähne fehlen). Wie andere Arten aus der Familie der Rinder besitzen sie zwei paarweise angeordnete, unverzweigte Hörner, die nicht abgeworfen werden. Auch Anoa, Bison, Gaur, Asiatischer und Afrikanischer Büffel und Yak gehören zur Familie der Rinder. Europäische Rinder stammen vom Auerochsen ab, der ursprünglich vor etwa 8 000 Jahren in Südosteuropa domestiziert wurde; wie britische Forscher 2001 in der Zeitschrift Nature auf der Basis genetischer Analysen berichteten, fand diese Domestikation erstmals im Bereich Anatolien, Syrien und Irak statt. Das Zebu oder Buckelrind wurde etwa zur gleichen Zeit oder etwas später in Südasien domestiziert. Aus alten Urkunden geht hervor, dass es als Zugtier, Milchrind, Opfertier und in einigen Fällen auch zur Fleischproduktion und für „Sportveranstaltungen” genutzt wurde. Einige dieser frühen Verwendungszwecke bestehen in abgewandelter Form bis heute fort, z. B. im Stierkampf, religiösen Tieropfern oder der Verehrung von Kühen als heilige Tiere. Die planmäßige Entwicklung heutiger Rinderrassen begann in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Großbritannien, in Nordeuropa und auf den Kanalinseln. Die meisten der heutigen Rassen entstanden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In den genannten Gebieten gab es aber auch schon Rinder mit ähnlichen Eigenschaften, bevor man begann, gezielt Rassen mit bestimmten Merkmalen zu züchten. Heute gibt es etwa 274 wichtige, anerkannte Rassen und außerdem viele Varietäten, die nicht den Status einer Zuchtrasse haben. Männliche Rinder werden als Stiere bezeichnet, weibliche als Kühe, kastrierte Männchen als Ochsen. In Deutschland werden Rinder seit 1995 durch ein einheitliches System individuell markiert. Dies geschieht bislang durch farbige Ohrmarken, die allerdings nicht fälschungssicher sind. Man erwägt deshalb künftig den Einsatz so genannter Transponder-Mikrochips, auf denen die Daten des Tieres gespeichert werden und die unter die Haut transplantiert werden. Mit einem Lesegerät können die Daten abgelesen werden. 2 MILCHRINDER Als Milchrinder bezeichnet man Rassen, die hauptsächlich zur Produktion von Milch entwickelt wurden. Wichtige Milchrindrassen sind Holstein-Friesian-, Ayrshire-, Brown-Swiss-, Guernsey- und Jersey-Rinder. Die Vorfahren dieser Rinder stammen vom europäischen Kontinent, wo es heute noch ähnliche Rassen gibt. Vorfahren des Holstein-Friesian-Rinds sind Schwarzbunte aus den Niederlanden und aus Norddeutschland, das Ayrshire-Rind stammt aus Schottland, das Jerseyrind und das Guernsey-Rind von den Kanalinseln vor der englischen Küste und das Brown-Swiss-Rind aus der Schweiz. Zu den bedeutendsten Milchrindrassen des Zebus, die vorrangig in Indien zu finden sind, gehören Gir, Hariana, Red Sindhi, Sahiwal und Tharparker. Die einzelnen Rassen lassen sich an bestimmten Unterscheidungsmerkmalen erkennen. Das größte Rind ist das Holstein-Friesian-Rind. Eine ausgewachsene Kuh wiegt mindestens 675 Kilogramm. Gewichtsmäßig folgen das Swiss-Brown-, das Ayrshire- und das Guernsey-Rind. Das Jerseyrind ist das kleinste, hier liegt das Gewicht einer ausgewachsenen Kuh bei 450 Kilogramm. Es war auf Grund seiner hohen Milchleistung bereits im 18. Jahrhundert bekannt. Die Rassen unterscheiden sich zudem in der Farbe. Das Holstein-Rind ist schwarz-weiß, es gibt aber auch dunkelrot und weiß gefleckte Tiere. Beim Brown-Swiss-Rind reicht die Färbung von einem sehr hellen Graubraun bis zu Dunkelbraun. Das Ayrshire kann dunkelrot, braun oder rotbraun mit weiß gefärbt sein. Das Guernsey-Rind ist rehbraun, weiß gemustert und hat eine gelbe Haut. Die Farbe des Jerseyrindes kann von einem sehr hellen Grau bis zu einem sehr dunklen Rehbraun reichen; meist ist es einfarbig, kann manchmal aber auch weiße Flecken haben. Darüber hinaus unterscheiden sich die Rassen in der Menge und der Zusammensetzung der Milch. Das Holstein-Friesian-Rind gibt die meiste Milch, durchschnittlich 7 890 Kilogramm pro Jahr, gefolgt vom Brown-Swiss-, Ayrshire-, Guernsey- und Jerseyrind. Den höchsten Gehalt an Fett (bis zu über zehn Prozent) findet man in der Milch des Jerseyrindes, gefolgt vom Guernsey-, Brown-Swiss-, Ayrshire- und Holstein-Rind (3,6 Prozent). Siehe auch Milchviehhaltung. 3 FLEISCHRINDER Fleischrinder wurden ausschließlich im Hinblick auf die Gewinnung von Fleisch gezüchtet und ausgewählt, und viele Rassen wurden an bestimmte Bedingungen angepasst oder speziell dafür gezüchtet. Die wichtigsten Fleischrindrassen sind Hereford, Polled Hereford, Aberdeen-Angus, Charolais, Brahman und Simmentaler Fleckvieh. Weitere bedeutende Rassen sind das Devonrind, das ursprünglich aus England stammt, heute aber in Australien zu finden ist, das Galloway- und das Hochlandrind, beide aus Schottland, die französischen Rassen Limousin, Normande und Maine-Anjou, das Gelbvieh aus Franken, das italienische Chianina, das australische Murray-Grey sowie das Bonsmara und das Drakensberger aus Südafrika. Typisch für das Hereford-Rind sind eine rote Fellfarbe und ein weißes Gesicht. Das gilt auch für das Polled Hereford, allerdings ist es hornlos (englisch polled: enthornt). Die aus Schottland stammenden, heute fast weltweit verbreiteten Aberdeen-Angus-Rinder sind durchgehend schwarz und ebenfalls hornlos; Stiere erreichen 800 Kilogramm Gewicht, Kühe 500 Kilogramm. Das aus Frankreich stammende, ebenfalls nahezu weltweit verbreitete Charolais ist weiß oder cremefarben; Stiere werden bis 1 300 Kilogramm schwer, Kühe bis 900 Kilogramm. Das Brahman-Rind ist meist weiß, hat große hängende Ohren und eine ausgeprägte Wamme (eine große Hautfalte am Hals). Beim Simmentaler Fleckvieh, das aus dem Berner Oberland stammt und u. a. in den Alpenländern verbreitet ist, gibt es Farbvarianten von Rotweiß über Bräunlichgelb bis Weiß; Stiere erreichen ein Körpergewicht von 1 200 Kilogramm, Kühe von 750 Kilogramm. Es ist ein Zweinutzungstier (s. u.) mit hoher Fleisch- und Milchleistung. Amerikanischen Züchtern gelang es, unterschiedliche Rassen zu kreuzen, so dass mehrere neue Rassen entstanden, darunter das Beefmaster- (aus Brahman-, Hereford- und Shorthornrind) und das Brangus-Rind (aus Brahman- und Angus-Rind). 4 ZWEINUTZUNGSRASSEN Unter Zweinutzungsrindern versteht man Rassen, die sowohl aufgrund ihrer Fleisch- als auch aufgrund ihrer Milchleistung genutzt werden. Dazu gehören das Milch-Shorthorn-Rind, das Rote Dänische Milchvieh, das Rote Hornlose Ostlandvieh und das aus dem Land Salzburg stammende Pinzgauer Rind. Die letztere Rasse ist braun-weiß gefleckt, die Stiere erreichen 1 100 Kilogramm Gewicht, die Kühe bis 800 Kilogramm. Viele der Rassen, die entweder als Milch- oder als Fleischvieh eingestuft werden, könnte man auch als Zweinutzungsrinder bezeichnen. Das gilt besonders für die Rassen des europäischen Festlands. 5 VERBREITUNG Hausrinder sind auf der ganzen Welt weit verbreitet. Gegen Ende der achtziger Jahre wurde ihre weltweite Gesamtzahl auf fast 1,3 Milliarden geschätzt. Davon befanden sich 31 Prozent in Asien, 20 Prozent in Südamerika, 14 Prozent in Afrika, 13 Prozent in Nord- und Mittelamerika und zehn Prozent in Europa. Die höchsten Rinderbestände aller Länder hatte Indien, dann folgten Brasilien, die Sowjetunion mit zehn Prozent der Gesamtzahl, die USA, China und Argentinien. Siehe auch Viehhaltung; Tierkrankheiten Microsoft ® Encarta ® Enzyklopädie 2005. © 1993-2004 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.